Da sitzt man eines Abends verloren vor seinem sozialen Netzwerk, bei dem man sich schon längst abmelden wollte, um endlich mal wieder die Gelegenheit zu haben, ein schönes Buch zu lesen oder einfach nur ein normales Leben zu führen. Da kommen einem neben Statusmeldungen und ein paar Unigeheften so einfach keine Gedanken über die eigene Zukunft in den Sinn: Ich mit 40 Jahren? Geht nicht, werde ich nicht, wie soll das aussehen?
Zukunftsangst ist die falsche Wort, was den mobilen und vernetzten Studenten von heute überfällt, denn Angst würde beinhalten, dass man wüsste, was schief gehen kann oder nicht sein kann. Doch wo gar nichts an Vorstellung oder Orientierung ist, dort kann auch nichts befürchtet werden. Diese Leere über das, was man noch nicht ist und was man mal sein wollen wird, ist etwas unerträgliches und total abstruses.
Klar, ich könnte sagen: Ach komm, was geht am Wochenende und mit wem und ich könnte mich von Woche zu Woche oder eher von Party zu Party hangeln, um zu betäuben, was gar nicht da ist, aber das wäre langweilig, ja irgendwie fast schon nahe am Irrenhaus. Alternativen? Nein, natürlich nicht, obwohl, ja doch schon, aber nein, das ist ja gerade das. Mit wem will man schon groß darüber reden? Andere Kommilitonen damit belasten, die genauso schlau sind, wie man selbst oder doch die Eltern, die unsere Welt gar nicht verstehen möchten; keiner möchte gerne Angst davor haben, dass die eigenen Kinder nicht unterkommen.
Wird schon. Bauen wir uns eben unsere Zukunft: An die Wand kommen Staatsanleihen, den Boden bilden die Unterlagen aus unserem Studium und das Dach besteht aus Bausparverträgen.