Ich mache nun schon seit 8 Jahren Radio – nicht als Professioneller, aber auf dem Weg dorthin. Leider haben diese Jahre eines gemeinsam: das Feedback hat immer gefehlt. Die Rede ist hier erstmal nicht von den Tipps und Hilfestellungen der Radioprofis, sondern generell von der Möglichkeit die getane Arbeit auch vor einem nennenswerten Publikum präsentieren zu können. Das Arbeiten für das Sich-Probieren – Motivation für Nachwuchsradiomacher?
Arbeit, die sich nur um des Lernens und Probierens willens lohnt? Dafür alleine ist es nicht motivierend, Stunden an Arbeit in Radiosendungen zu investieren, denn auch wir “Amateure” machen das für unsere Hörer – zumindest nach einer gewissen Zeit des Trainings. Doch wo keine technisch relevante Verbreitung – z.B. durch UKW – da kein Publikum. Folgendes Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung: Ich hatte eine Talksendung mit zwei Professoren der Universität Passau zum Thema Privatsphäre – Illusion oder Must-Have? konzipiert. Das Prinzip der Sendung unterschied sich nicht wesentlich von dem, was jeder Hörer so als Talksendung aus dem Radio kennen: Zunächst findet ein Expertengespräch statt, dann dürfen Hörer mitreden und das über Shoutbox, Skype oder E-Mail. Bei 15 Hörern, die diese Livesendung damals hatte, kam allerdings nie ein Gespräch mit den Hörern zustande.
In Nordrhein-Westfalen ist die Situation für Hochschulradios eine ganz andere: Jedes Hochschulradio hat dort eine eigene Frequenz und erhält durch die Landesmedienanstalt eine exzellente Förderung. Darüber hinaus besteht eine richtige Gemeinschaft zwischen den einzelnen Stationen, regelmäßige Treffen finden statt und man tauscht sich über Arbeitsprozesse und z.B. Musik aus. Ein eigener Campusradiopreis bestätigt das Bild von einer idealen Situation für Uniradios in NRW.
Eine solche Situation ist in Bayern bisher größtenteils nicht denkbar. Es gibt zwar ein paar Hochschulradios, die relativ gut ausgerüstet dastehen, z.B. Kanal C in Augsburg, die jede Woche live eine 3 stündige Sendung auf Radio Fantasy fahren oder bit eXpress aus Erlangen, das ein professionelles Studio hat und ebenfalls eine “UKW-Anbindung” über afk. Das Uniradio Würzburg produziert hingegen jede Woche eine halbstündige Sendung und publiziert diese als Podcast. Das Passauer Hochschulradio sendet einen 24h Webstream in einem kleinen selbstgebauten Studio. Die Ressourcen in Bayern unterscheiden sich sehr untereinander, aber generell lässt sich ein Bild von atomisierten Uniradiomachern ausmachen, die doch mehr in der Nische für sich arbeiten, ohne dass meist groß davon Notiz genommen werden kann. Auch die Bedingung für eine Bewerbung beim Bayerischen Lokalrundfunkpreis, dass der Beitrag auf UKW On Air gewesen sein muss, spricht für ein typisch bayerisches Medienbild: etwas steif, formal und in der Zeit immer etwas hinterher.
Wo ist also das Entwicklungspotenzial für uns, Nachwuchs? Sicherlich nicht bei unbezahlten Praktika in der Medienbranche.