Ilse Aigner möchte den Staat frei von Facebook machen.
Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt Spuren. Das ist nicht weiter schlimm, sondern es ist sogar technisch notwendig. Wir kommunizieren über das Internet und tauschen Fotos, Gedanken und andere Dinge untereinander aus. Facebook ist eines der Plattformen, die uns das ermöglichen.
Ilse Aigner trat vor einem Jahr aufgrund der fehlenden Kontrolle über die eigenen Daten aus Facebook aus. Schon damals bekam sie nicht ganz das Verständnis der breiten Masse für ihre Aktion, das sie sich erhofft hatte. Nun versucht sie noch einmal Akzeptanz zu ernten. Der Gefällt-Mir-Button und die Fanseiten von Ämtern auf Facebook bereiten ihr Schmerzen, aus datenschutzrechtlichen Gründen.
Der Umgang mit Medien will gelernt sein: Wie man richtig mit den Angeboten von TV und Radio umgeht, muss erlernt werden. Heute sollte man sich eben auch erst mit dem Pro und Contra der sozialen Netzwerke auseinander setzen. Was nützt der Aufruf von Frau Aigner, dass sich die Politik aus Facebook zurückziehen solle, wenn der Großteil der Bevölkerung dort zu erreichen ist? Die meisten, die sich in einem solchen Netzwerk aufhalten, sind sich der Problematik bewusst. Wenn nicht jeder Urlaub, jede Grillfeier und noch das kleinste Detail aus dem eigenen Leben veröffentlicht wird, sind Gedanken über Datenklau unnötig.
Von welchem sollen wir Nutzer ausgehen? Dem Internetfremdling, der an der Hand genommen werden muss oder dem mündigen Bürger, dem man eigenständiges Denken zutrauen kann? Nach Frau Aigner eher vom ersten Typ, denn die Gefahr des Datenklaus und der eigenen Bloßstellung scheint in Facebook ja allgegenwärtig. Aber sie hat es nun mehr auf die Parteikollegen abgesehen. Auch diese müssen beschützt werden, nicht nur vor sich selbst, sondern gerade vor dem Datenmonster Facebook. Wer weiß, ob nicht ein kleines Männchen hinter dem Gefällt-Mir-Button sitzt und alles mitschreibt?
Das Bundesdatenschutzgesetz fordert allgemein Datensparsamkeit. Da ist der Fingerzeig auf soziale Netzwerke natürlich leicht, denn diese funktionieren hauptsächlich nach diesem Geschäftsprinzip. Doch was ist mit der Tatsache, dass jeder mit einfachsten Mitteln – über Google und andere Dienste – Daten über die Besucher der eigenen Website erheben kann? Neben Land, Uhrzeit und Besuchslänge können Betriebssystem, Browser und vieles andere festgestellt werden – das ist ganz normal. Zwar ohne konkreten Namen, aber der ist auch völlig irrelevant. Es geht schließlich um die Interessen, Vorlieben, Verweildauer auf der Homepage etc. Haben die Internetseiten der Behörden keine solchen Tools? Und wie kommt es eigentlich, dass man nach einem Umzug einen Tag später einen Brief von der GEZ erhält?
Was sollten die durch Facebook gepeinigten Bürgern und Staaten machen? Austreten und alle Verbindungen kappen erscheint hier etwas zu kurz gedacht. Anstatt unnötige Parolen zu verkünden, könnten Politiker wie Frau Aigner ihre Kraft in die Aufklärung der jüngeren Generation setzen. Der Umgang mit sozialen Netzwerken will gelernt sein und sollte in der Schule mehr als nur am Rande thematisiert werden. Ebenso wie die Grundanforderung an anarchistische Systeme: Fairness.
Gegen Ideen anzukämpfen, ist wirkungslos – sie zu verbessern oder Probleme bewusst zu machen, dagegen nicht. Eine Tatsache, die Ilse Aigner noch lernen muss.
Ich habe sehr schlechte Erfahrungen mit sozialen Netzwerken gemacht. Es begann damit, dass Fotos von meinem Facebook Profil plötzlich auf Kontaktbörsen im Internet auftauchten. Dort wurde dann in meinem Namen nach sexuellen Kontakten gesucht. Ich hätte das wahrscheinlich nie gemerkt. Aber zufällig wurde ein guter Freund von mir angeschrieben. Er hat mich dann darauf aufmerksam gemacht. Wahrscheinlich wurde mit meinen Bildern versucht Leute in den Chat oder an das Telefon zu bekommen. Ich nutze keine sozialen Plattformen mehr! lg Melissa
Danke für deine Einschätzung! Missbrauch lässt sich mit Daten im Internet leider nur schwer vorbeugen, egal ob es sich dabei um ein soziales Netzwerk handelt oder um Online-Banking.